Tuesday, October 30, 2012

Magic carpet Ride


30.10.2012

Der Ort ist seit einer Woche nicht mehr wiederzukennen, je näher die teachings des Dalai Lama heran rücken, desto mehr Menschen kommen hier täglich an. Die wenigen Backpacker gehen zwischen den ganzen Familien mit Rollkoffern fast unter. Aber auch viele Monks aus dem gesamten Land treffen sich hier für das große Ereignis. Um mich ein wenig auf den Besuch einzustimmen, lese ich zur Zeit Eckhardt Tolle. Mit ihm mache ich mich auf den weg zur spirituellen Erleuchtung. Ich trenne die Gedanken vom Sein um dem Leiden ein Ende zu setzen. Ansonsten versuchen wir viel in der Sonne zu sitzen, da die Temperaturen unweit derer in Deutschland sind.
Meist sind wir abends mit vielen Leute und Unmengen an Instrumente in kleinen Cafés oder bei uns und jamen bis spät. Ich spiele jetzt wieder viel Gitarre, klopfe auf Büchern das Schlagzeug oder Shake das Rasselei, aber auch Violinen, Maultrommeln und Harmonikas waren schon mit von der Partie. Die Sessions sind sehr familiär, denn man kennt sich ja auch schon einige Wochen.. Auch auf der Straße grüßt man jetzt viele bekannte Gesichter.
Zur zeit sind Feiertage, aus diesem Grund weicht mein Vorhaben den Monks eine ordentliche Portion ostdeutsch beizubringen den monk olympics. Tolle Performance in unwirklicher Umgebung, Massenchoreo trifft auf Familienpicknick.
Ich steh meist früher auf als die Dudes, geh zu meinem local Gemüse Dealer und kaufe 4 Tomaten die ich dann bei meinem Frühstückstand abgebe.. 2 Tomaten schneidet er in das omlette, dass auf dem Paranta liegt. Ein Paranta ist ein mit Kartoffel gefülltes Weizen chapati. Mit den verbleibenden 2 frischen Tomaten ist dieses Gericht mein derzeitiges Lieblingsfrühstück. yumy yam Von dort aus geht es mit dem Verlauf der Sonne durch die Gegend. Wir wandern, trekken wie Bergziegen und sammeln Kletten mit unseren Klamotten. Beim letzten River Run waren wir bereits eine beachtliche Meute.
Ich sitze mit einem der Schuhrepair-guys an einem ruhigen Hang hinter den Häusern, mit Blick runter auf Dharamshala. Er erzählt mir von dem Ende der Feiertage und einem großen Feuer unweit des Ortes. Wir machen uns vor Sonnenuntergang auf den weg und erreichen das Gelände bevor drei großen Staturen verbrannt werden. Begleitet wird das Finale der Feiertage von einem massiven Feuerwerk über 2 Stunden. Wir suchen uns einen guten Spot um das Spektakel zu verfolgen. Dabei werden wir von einer kleinen Gruppe heran gerufen die es sich auf einem Dach gemütlich gemacht hatten. Gacha ist der älteste der Männer und 45 Jahre alt, er erzählt mir dass er Bike-mechanic ist und eine kleine Werkstatt hat Unweit von hier. Er ist mir überaus sympathisch und wir verbringen den Abend bei Whiskey und charas. Ich erzähle ihm von meinem Vorhaben ein Bike in Delhi zu kaufen. Er fragt mich ob ich ein spezielles in Aussicht habe. Na klar erwiderte ich, eine alte Yamaha RX 135, 2-stroke versteht sich! Mehr Power von unten heraus haha. Wie es der Zufall so will, hat ein Freund eine zu verkaufen. Die Sache wird schlussendlich brennend interessant als er mir von den 8.000 Rupies Kaufpreis erzählt. Wir tauschen Nummer aus und verabreden uns für den nächsten Tag.
Ich kann es am nächsten Tag kaum erwarten zu ihm zu fahren, das kleine Dorf und seine Garage ist wie eine kleine Zeitreise zurück nach Zabakuck, selbst der Geruch des mit Öl durchtränkte Sandbodens erinnert mich an die Heimat. Einige Freunde, Tibeter mit ihren enfields, die auf diesen mann schwören und auch die Familie sind von zeit zu zeit vor Ort. Es ist eine gelassene Stimmung bei charas, Whiskeyshorle und der Reparatur der alten Royal Enfields. Mit seinem Bike machen wir uns in ein 10 km entferntes Dorf um seinen Freund zu treffen, der das Bike zu verkaufen hat. Wir warten nur kurz, als wir sie schon von weitem hören. What a yellow Beauty, sie fährt sich mittelprächtig, diverse teile fehlen und keine Hupe, dafür aber Licht vorne. Ich bin verliebt. Nach kurzer Probefahrt, tech-check und Verhandlung gehört sie samt Papiere mir, unglaublich. Ich bin euphorisch. Auf dem dann bereits schon nächtlichen Rückweg geht zwar der Sprit aus, aber ich habe immer noch einen guten Freund an der Seite. Wir treffen uns am nächsten Tag zum beheben der groben Mängel. Sie wobbelt unglaublich, da 10 Speichen am Hinterrad fehlen (shitwork), wir stellen den Vergaser ein und schweißen wieder eine linke Fußraste an. Den ganzen Tag sind wir in der Werkstatt mit nun bereits bekannten Gesichtern. Zum Mittag sind wir bei ihm zuhaus bei dhal, chapati und lassi. Dieser dude ist unglaublich.
Natürlich springt die Karre am nächsten Tag nicht an, der weg zu einer Party führt mich erstmal 5km bergab zu meinem privat mechanic. Er ist schon über hart like fuck, aber erkennt das Problem natürlich sofort. Zurück gehts mit dem Bus und ich erreiche die Party hoch am Hang zur prime time. Alles was nach Mitternacht geschieht ist eher Top Secret, wenn man hier nachts rum läuft wird man auch mal höflich gebeten nach Hause zu gehen . Biwer aus den US schwingt die feuersticks zu Beats, beer n' charas. Guter Abend.

Thursday, October 18, 2012

Free Tibet - Mcleod Ganj (Dharamshala)

 07.10.-18.10.2012

Von Manali aus wollten wir ja eigentlich weiter nach Leh, doch wir haben gehört, dass dort bereits Schnee liegt und die Straßen dann demnächst gesperrt werden. Um auf einem anderen Weg nach Kashmir zu kommen, setzen wir uns in den Nachtbus ca. 10 Stunden Richtung Westen. Die Gegend um Daramshala ist eine sehr spezielle, da hier ein großer Teil der Bewohnern aus Tibetanischen Flüchtlingen besteht. Unter Ihnen auch der Dalai Lama. Besonders der am Hang liegende Teil der Stadt McLeod Ganj, hat den Charakter eines kleinen Wallfahrtsortes.
Wir kommen am frühen Morgen an, da der Ort noch schläft und nur wenige guesthouse Besitzer um die Gunst der Neuankömmlinge ringen, folgen wir nach kurzer Verhandlung dem erst besten 'Hotelier'.., wir upgraden schon am nächsten Tag. Mcleod Ganj ist ein liebenswerter Ort, die vielen tibetanischen Monks sind rege am Stadtleben beteiligt, laufen auch mal mit mp3 player durch die Gegend und setzen sich für ein Gespräch gerne mit an den Tisch.
Neben den viele Mönchen fallen vor allem aber auch Scharen von Volunteerbackpackern auf. Es werden trotzdem immer Interessierte gesucht, welche dann Kids, Monks sowie ältere Flüchtlinge in den verschiedensten Fächern unterrichten. Die jüngeren Volunteers kommen meist über gut bezahlte Agenturen mit pick-up vom Flughafen in dehli, sicher ist sicher. Das kann ich als Elternteil verstehen.
Es ist lebhaft auf der Straße, beim schlendern sieht ich viele bunte Stoffe und lustige Kleidung aus Tibet und Indien. Es gibt wirklich interessant, traditionelle und zugleich hippe Pullover und Hemden. Da es aber weiterhin Prämisse ist, so komfortabel und leicht wie möglich zu reisen, wird ab und zu nur mal angefühlt. Für den Berliner Mauerpark wär der stuff jetzt genau das richtige!
Ich setze mich auf die Bordsteinkante und trinke einen Masala Chai, komme ins Gespräch mit cusai, der hier vor 6 Jahren als Flüchtling her kam. Er ist von Tibet her gelaufen, einem Monat lang ging es bei Dunkelheit los und bei Morgengrauen suchte man sich ein Versteck. Es wurden bereits viele Flüchtlinge auf diesem Weg von chinesischen Grenzpatrouillen erschossen. Cusai ist jetzt 24 und arbeitet in einem kleinen Restaurant, er besucht seither die Schule hier und lernte gerade Japanisch. Es gefällt ihm hier und auch sonst gibt es niemanden der zurück nach Tibet geht, obwohl immer noch viele Familienmitglieder in der Heimat leben. Auf die Frage ob er glaubt, dass Tibet jemals eigenständig sein wird, antwortet eher sehr verhalten. China ist stark und Land bedeutet natürlich auch Geld. Es ist im übrigen nicht der einzige Konflikt in dem China die dunkle Macht bildet. Der östlichste Teil Indiens grenzt auch im Norden an China, diese Grenze ist bereits um 300km landeinwärts von chinesischen Militärs überschritten. Die Regierung kümmert sich nicht wirklich drum, habe ich in Delhi gehört.
Aber zurück nach McLeod Ganj. Wir hängen hier jetzt bereits eine Weile fest, was mich in keiner Weise stört, denn hier kann man entspannt leben, ohne irgendwas zu missen. Es ist gemütlich, Treks sind gut zu erreichen und wir haben einen netten Zeitvertreib für uns entdeckt. Von dem hiesigen Wasserfall aus, springen, klettern und bouldern wir flussabwärts von Fels zu Fels, ein heiden Spaß. Wir hängen aber auch mal den ganzen Tag ab und schauen Filme haha. Heute hab ich 2 deutsche angesprochen, die ich 2 Tage zuvor in einem Restaurant gesehen habe. Seitdem du weg bist Martin, wird nich mehr so viel ostdeutsch gesprochen.. Die zwei kommen aus Mannheim und gehen jetzt für 10 Tage in ein Schweigekloster um zu meditieren. Augenkontakt und Konversationen sind unerwünscht. Klingt interessant und strange.